Rund um die Geburt und das 1. Lebensjahr
Trächtigkeit:
Die meisten Wurmkur-Wirkstoffe wurden nur an Labortieren getestet. Dabei wurden bei der empfohlenen Dosierung keine teratogenen oder embryotoxischen Wirkungen festgestellt. Zur Sicherheit von Tierarzneimitteln während der Trächtigkeit und Laktation beim Pferd liegen keine Erkenntnisse vor. Deshalb sollte das Tierarzneimittel nur nach erfolgter Nutzen-Risikoabwägung durch den behandelnden Tierarzt angewendet werden. Anwendungen in der Frühträchtigkeit (3 Monate) sollten vermieden werden.
Trächtige Stuten sollten genauso beprobt werden wie nicht trächtige. Um eine Entwurmung in der Frühträchtigkeit zu vermeiden, sollte vor der Bedeckung eine Kotprobe durchgeführt werden. |
Vor der Geburt:
Mit der Behandlung vor der Geburt will man erreichen, Fohlen vor Infektionen zu schützen. Aber ist das überhaupt nötig und möglich? Dazu betrachten wir die einzelnen Würmer, gegen die wir Fohlen schützen wollen.
Spulwürmer:
Stuten haben zum Zeitpunkt der 1. Fohlengeburt meist bereits eine Immunität gegen Spulwürmer entwickelt. Lediglich bei sehr jungen Stuten kann es sein, dass eine Behandlung nötig ist, um die Abfohlbox möglichst frei von Spulwurmeiern zu halten. Da Spulwürmer jedoch häufig Resistenzen aufweisen, ist es wichtig, die Resistenzlage des Stalls zu kennen und nur bei Bedarf zu behandeln. Am wichtigsten im Zusammenhang mit Spulwurmeiern ist die Hygiene der Umgebung (Abfohlbox, Putzutensilien, Fell der Stute), da Spulwurmeier jahrelang infektiös bleiben und aufgrund ihrer klebrigen Oberfläche überall haften bleiben. Wenn es die Temperaturen zulassen oder ein Pferde-Solarium vorhanden ist, ist es daher auch sinnvoll, die tragende Stute zu waschen, denn Neugeborene belecken und besaugen nicht nur das Euter.
Strongyloides westeri (Zwergfadenwurm):
Früher war es üblich, die Mutterstuten kurz vor oder nach der Geburt zu entwurmen, da Zwergfadenwürmer (Strongyloides westeri) über die Milch übertragen werden können. Diese Empfehlung ist jedoch mittlerweile veraltet und sollte nur noch in Ställen durchgeführt werden, wo nachweislich ein sehr hoher Befall mit Zwergfadenwurm vorliegt.
Strongyliden:
Die Infektion mit Strongyliden erfolgt durch das Grasfressen. Daher werden sie erst dann wirklich zu einem Thema. Die Mutterstute rund um die Geburt zu behandeln, bringt daher keinen Nutzen. Viel wichtiger ist es, die Hochausscheider der Herde zu behandeln und regelmäßig die Weide abzumisten.
Behandlung von laktierenden Stuten:
Die Wirkstoffe der Entwurmung werden größtenteils über den Kot ausgeschieden. Ein kleiner Teil geht jedoch in die Milch über. Diese ständige Unterdosierung von Wirkstoffen beim Fohlen führt zu vermehrter Bildung von Resistenzen.
Unnötige Behandlungen sind zu vermeiden. |
Behandlung der Fohlen:
Strongyloides westeri (Zwergfadenwurm):
Laut Studien ist erst bei einer Eizahl von 2000 EPG von Str. westeri eine Erkrankung zu erwarten. Eine Str. westeri-Infektion spielt nur bei Jungtieren eine Rolle (bis ca. 6 Monate, danach Immunität). Regelmäßige Entwurmungen der Herde schränken diese Parasitose nur unwesentlich ein. Fohlendurchfall konnte bisher nicht mit Strongyloides westerin-Infektionen in Verbindung gebracht werden, bzw. nur bei sehr hohen Eizahlen. Daher ist eine Behandlung gegen Zwergfadenwürmer nur bei nachgewiesenen Problemen anzuraten.
Differentialdiagnosen bei intestinalen Symptomen:
Infektionserreger wie Rota- und Coronavirus, Clostridium difficile/perfringens, Neorickettsia risticii, Lawsonia intracellularis, R. equi, Kryptosporidien und Salmonellen mechanisch, ulzerativ, diätetisch bedingt.
Für die Behandlung von Str. westeri bei Fohlen ist eine besondere Dosierung nötig. |
Weitere Infektionsmöglichkeiten:
Eine zusätzliche Infektion kann auch durch die Haut (perkutan) und auf der Weide (orale Aufnahme) erfolgen. Diese Infektionsmöglichkeit kann durch regelmäßiges Abmisten von Weiden, die von Neugeborenen genutzt werden, verringert werden. Dies ist eine nebenwirkungsfreie Methode, diese Parasiten erfolgreich zu bekämpfen, ohne die Gefahr weiterer Resistenzen zu schaffen. Fohlen entwickeln meist innerhalb weniger Wochen bis 6 Monate eine Immunität gegen Zwergfadenwurm.
Spulwurm:
Spulwürmer können für Fohlen gefährlich werden, wenn sie in zu großer Anzahl vorhanden sind. Sie können Husten verursachen und Verstopfungskoliken (Wurmileus). Dennoch ist es normal, dass Fohlen Spulwürmer in sich tragen, da dies für die Entwicklung ihrer Immunität erforderlich ist. Spulwürmer sind ein Problem für Jungpferde. Üblicherweise entwickeln Pferde bis zum 3. Lebensjahr ihre Immunität. Bereits mit 6 Monaten kommt es dadurch zu einer Reduktion der Spulwürmer. Wie lange dies tatsächlich dauert, ist sehr individuell. Bei Pferden über 6 Jahren sind Spulwürmer sehr selten und vor allem nicht mehr in einem gesundheitsgefährdenden Ausmaß vorhanden.
- Die erste Behandlung gegen Spulwürmer sollte am 60.-70. Lebenstag erfolgen (keine makrozyklischen Laktone verwenden).
- Um eine Wirksamkeitsprobe nach dieser obligaten Behandlung durchführen zu können, raten wir vor der Verabreichung der Entwurmung und 14 Tage nach der Behandlung eine Probe einzusenden.
- 6-8 Wochen nach der Behandlung sollte eine Beprobung durchgeführt werden.
- weitere Proben richten sich individuell nach den Befunden und den Gegebenheiten
Die früher üblichen Empfehlungen einer Entwurmung alle 6-8 Wochen sollten aufgrund der aktuellen Resistenzlage nicht mehr durchgeführt werden. Entwurmungen sollten, wenn möglich lediglich 4x jährlich durchgeführt werden (kombiniert mit Kontrollen!) |
Husten durch Spulwürmer:
Spulwürmer können bei erhöhtem Befall auch Husten mit Nasenausfluss verursachen. Husten, welcher durch Spulwürmer verursacht wird, tritt meist bei 2-4 Wochen alten Fohlen auf. Bei erwachsenen Pferden sind Spulwürmer keine Ursache für Husten!
Um den passen Wirkstoff beim Auftreten von Lungensymptomen bei Fohlen zu wählen, sollte die Resistenzlage des Stalles bekannt sein.
Bei klinischen Symptomen ist eine frühere Behandlung sinnvoll. |
Immunitätslücke:
Zwischen der 2. Lebenswoche und dem 4. Monat gibt es eine Übergangsphase von den maternalen Antikörpern (mütterliche Antikörper, die hauptsächlich durch Kolostrum aufgenommen werden) zur eigenen Synthese von Antikörpern. Die wichtigste Rolle spielen hier die Immunglobuline IgE. Diese bilden sich ab dem sechsten Lebensmonat.
Absetzen:
Das Absetzen der Fohlen ist nicht nur ein emotionaler Stress, sondern wirkt sich auch körperlich aus. Durch das Fehlen der mütterlichen Milch werden weniger Proteine zugeführt. Diese sind jedoch essentiell für die Antikörperbildung. Zudem werden von Spulwürmern Proteine verbraucht. Daher ist es unabdingbar, Absetzer mit ausreichend Protein zu versorgen, um die Widerstandskraft zu erhalten. Nach dem Absetzen kann zur Sicherheit eine Behandlung durchgeführt werden. Ebenso im Winter, wenn die Winterbehandlung bei den Erwachsenen durchgeführt wird. Bei Vorhandensein von Bandwürmern im Betrieb sollte dieser ebenfalls abgedeckt werden.
Strongyliden:
Gegen Strongyliden sollte wie bei erwachsenen Pferden erst ab einer Eizahl von 200EPG behandelt werden. Da im ersten Lebensjahr meist Behandlungen gegen Spulwürmer durchgeführt werden müssen, werden damit auch Strongyliden erfasst. Auf Grund der Resistenzen sind jedoch Wirksamkeitsproben nötig.
Bei sehr hohem Infektionsdruck sollte die Winterbehandlung auch Darmwandstadien erfassen.
Infektionsdruck:
Gerade für Fohlen ist es wesentlich den Infektionsdruck im Bestand zu kennen und ihn möglichst niedrig zu halten. Wir müssen den Balance halten.
- Hygiene im Stall
- keine Matratzenstall bei Jungpferden
- 1x jährlich den Stall reinigen und kalken
- Box und befestigten Auslauf täglich misten
- mind. jeden 2. Tag die Koppeln misten
- Pferde waschen (gegen Spulwurm)
- Pferde beproben um die Hochausscheider gezielt zu behandeln
Behandlungen so viele wie nötig und so wenig wie möglich, um die Wirksamkeit der Wirkstoffe zu erhalten. Wurmfreie Pferde gibt es nicht. Wir können diese lediglich auf ein nicht gefährdendes Maß reduzieren. |
Problem:
Gegen Wirkstoffe, die bei Spulwürmern gut wirken, haben Strongyliden oft Resistenzen und umgekehrt. Daher müssen wir wissen, gegen welche Parasiten wir behandeln wollen, und nach der Behandlung müssen Wirksamkeitsproben in Form von Eizahlreduktionstests durchgeführt werden. Angaben in den Packungsbeilagen sind nicht verlässlich, da sie oft veraltet sind (aus der Zeit der Zulassung) und die individuelle Resistenzlage im Betrieb nicht berücksichtigen.
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