Zeitgemäße selektive Entwurmung

Die selektive Entwurmung wurde ursprünglich für das Parasitencontrolling von Schafen entwickelt und aufs Pferd übertragen. Dies umfasste anfangs lediglich das Monitoring von Strongyliden mittels Eizählung (modifiziertes Mc Master Verfahren).

Für das Pferd wurden jedoch einige Erweiterungen notwendig und daraus entstand die ZSE.
Diese umfasst die Kontrolle folgender Endoparasiten:

  • Spulwurm (kombinierte Sedimentation/Flotation)
  • Bandwurm (kombinierte Sedimentation/Flotation und mehrmalige Mc Master Untersuchung)
  • Magendasseln und Oxyuren (Aufklärung und Beratung von Pferdebesitzern)
  • Kontrolle auf Vorhandensein großer Strongyliden (Larvenanzucht)

Zeitgemäße Entwurmung = Sicher, Fundiert, Schonend, Vorausschauend

Vorteile zeitgemäßer Entwurmung

  • Anwendung von Entwurmungsmitteln nur bei Notwendigkeit
  • Überprüfung auf Wirksamkeit der Entwurmung
  • Verminderung von Resistenzbildung
  • kontinuierliche Kontrolle des Endoparasitenstatus
  • Reduzierung der Medikamentenbelastung innerhalb eines Bestandes um 70-80%
  • Identifizierung der Hochausscheider und gezielte Behandlung
  • dauerhafte Senkung des Infektionsdruckes
  • Anwendung der Entwurmungsmittel entsprechend der Arzneimittelverordnung
  • Schutz der Gewässer und Kleinlebewesen durch weniger Entwurmungsmittel-Einsatz
  • Sichere Identifikation der Parasiten einschließlich Bandwürmer!

Nachteile strategischer Entwurmung

  • Entwurmung ins Blinde ohne Kenntnis der vorhandenen Parasiten
  • keine Kenntnis über die Resistenzlage der Wirkstoffe
  • erhöhtes Risiko der Resistenzbildung
  • viele unnötige Entwurmungen (>70%)
  • unzureichende Entwurmung der Hochausscheider
  • Belastung der Böden und Gewässer mit Entwurmungsmitteln
  • unnötige Gefährdung von MDR1-Träger-Hunden

Kotprobe einsenden

Richtlinien zur zeitgemäßen, selektiven Entwurmung (ZSE) bei Pferden

1. Anwendungsbereich

Die selektive Entwurmung (ZSE) gilt für erwachsene, gesunde Pferde.
Bei Jungtieren und Mutterstuten wird die ZSE in angepasster Form durchgeführt.

2. Entscheidungsgrundlage der Behandlung

Behandlungsentscheidungen werden auf Basis:

  • kontinuierlicher Diagnostik,
  • Analyse der Haltungsform und
  • Beurteilung des Hygienemanagements getroffen.
  • Es gilt das Prinzip: Diagnostik vor Therapie.

3. Behandlungsziele

Je nach Bestandssituation sollen folgende Ziele erreicht werden:

  • Verhinderung der Einschleppung neuer Wurmarten.
  • Reduktion des Infektionsdrucks innerhalb des Bestandes.
  • Eliminierung bestimmter Wurmarten.
  • Erkennen und Eindämmen von Resistenzentwicklungen.

4. Behandlungskriterien

a) Selektive Behandlung (nach Schwellenwerten)

    Kleine Strongyliden: ab 200 EpG (Eier pro Gramm Kot).

b) Behandlung bei positivem Nachweis

  • Spulwurm
  • Bandwurm
  • Große Strongyliden
  • Oxyuren
  • Lungenwürmer
  • Leberegel
  • Magendasseln

c) Behandlung bei klinischen Symptomen und hoher Eizahl

  • Zwergfadenwürmer

5. Kontinuierliche Diagnostik (Beprobung und Sichtnachweis)

Beginn der Untersuchung: optimalerweise im März, aber ganzjährig möglich.

1. Jahr:

  • 1x Screeningprobe
  • 4x McMaster-Methode
  • 1x Larvenanzucht (bei Bedarf)

2. Jahr:

Anpassung der Probenhäufigkeit je nach Befunden, Kategorisierung der Pferde in Gering-, schwankende und Hochausscheider:

  1. Keine Behandlungen im 1. Jahr (=Geringausscheider): Reduktion auf 3 Proben
  2. 1-3 Behandlungen im 1. Jahr (=schwankender Ausscheider): weiterhin 4 Proben/Jahr
  3. 4 Behandlungen im 1. Jahr: (=Hochausscheider) → kontinuierliche Behandlung erforderlich.

3. Jahr:

Bei Geringausscheidern (keine Behandlungen nötig) weitere Reduktion der Probenhäufigkeit möglich, jedoch minimum 2 Proben im Jahr.

Die Probenhäufigkeit wird pro Pferd reduziert, nicht für den gesamten Stall.

6. Überprüfung der Behandlungswirksamkeit

  • Strongyliden & Spulwürmer: Kontrolle mittels Wirksamkeitsproben.
  • Oxyuren: Kontrolle durch Sichtung von Eischnüren oder adulten Würmern.

7. Besondere Hinweise zur Wirkstoffwahl

Moxidectin wird als Reserve-Anthelminthikum nur bei besonderen Indikationen eingesetzt.

8. Parasitologische Quarantäne bei Neuzugängen

Jedes neue Pferd im Bestand unterliegt einer parasitologischen Quarantäne, um eine Einschleppung von Parasiten zu verhindern.

9. Dokumentation

Alle erhobenen Daten und Befunde werden nachvollziehbar dokumentiert.

Bei korrekter Durchführung der ZSE, reduziert sich der Infektionsdruck, sodass im Idealfall immer weniger Pferde entwurmt werden müssen.

Mehr Infos findest du im Buch „Da ist der Wurm drin“. in unserem  Handbuch 2.0 (pdf-Datei) und in unserer Info „Ist die ZSE sicher?“.

Bandwurmtest bestellen
Kotprobe einsenden